Demenz im Alltag: Was Angehörigen und Betroffenen wirklich hilft

Demenz stellt eine der häufigsten Ursachen für eine Pflegebedürftigkeit im Alter dar. In Deutschland leben laut Bundesministerium für Gesundheit aktuell rund 1,8 Millionen Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Die Mehrheit von ihnen wird zu Hause …

Demenz stellt eine der häufigsten Ursachen für eine Pflegebedürftigkeit im Alter dar. In Deutschland leben laut Bundesministerium für Gesundheit aktuell rund 1,8 Millionen Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Die Mehrheit von ihnen wird zu Hause von den Angehörigen betreut.

Der Alltag verändert sich dabei schleichend. Was früher selbstverständlich war, wird zu einer immer größeren Hürde. Ob Entscheidungen treffen, Gespräche führen oder allein einkaufen gehen: all das wird zunehmend schwieriger.

Es sind meist kleine Veränderungen, die große Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Vertraute Abläufe brechen weg und das soziale Umfeld zieht sich zurück. Viele Angehörige geraten dadurch unter Druck. Sie wollen helfen, wissen aber oft nicht, wie.

So lässt sich der Alltag stabilisieren

Ein strukturierter Tagesablauf gibt wichtige Orientierung. Feste Rituale, wie zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück am gleichen Ort zur gleichen Zeit, schaffen Sicherheit. Auch visuelle Hinweise in der Wohnung, eine kontrastreiche Farbgestaltung oder klar beschriftete Schränke unterstützen die Betroffenen in der Bewältigung ihres Alltags.

Betreuungskräfte, die im häuslichen Umfeld oder in Pflegeeinrichtungen arbeiten, übernehmen meist ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie fördern die noch vorhandenen Fähigkeiten gezielt und geben außerdem wichtige emotionale Stabilität. Menschen, die sich gezielt für diese Aufgaben qualifizieren möchten, finden im Rahmen der Betreuungsassistenz Ausbildung eine praxisnahe Vorbereitung, bei der auch der Umgang mit demenziell veränderten Menschen ausführlich behandelt wird.

Angehörige brauchen mehr als Dank

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft weist darauf hin, dass rund 80 Prozent der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz durch Angehörige geleistet wird. Viele von ihnen arbeiten daneben noch oder versorgen zusätzlich andere Familienmitglieder. Diese Doppelbelastung führt nicht selten zu Erschöpfung.

Dagegen helfen klare Informationen und konkrete Angebote zur Entlastung, wie  niedrigschwellige Betreuungsdienste, Tages- oder Kurzzeitpflege. Auch die Pflegekassen beraten hinsichtlich möglicher Zuschüsse und organisieren die entsprechenden Leistungen.

Zusätzlich gibt es Gesprächsgruppen und Beratungsstellen, die Austausch ermöglichen und psychologische Unterstützung liefern. Wichtig ist, dass die Angehörigen rechtzeitig auf diese Angebote aufmerksam werden, noch bevor sie in einen chronischen Erschöpfungszustand geraten.

Beschäftigung ist wichtig für die Teilhabe

Aktivität spielt eine zentrale Rolle für das Leben mit Demenz. Es geht bei dieser nicht um Leistung, sondern um das Erleben von Sinn und Zugehörigkeit. Studien zeigen, dass gezielte Beschäftigungsangebote zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen beitragen, sowohl in emotionaler als auch in kognitiver Hinsicht.

Geeignet sind dafür unter anderem biografieorientierte Aktivitäten, wie das Anschauen alter Fotos, gemeinsames Singen oder kleine Aufgaben im Garten. Auch einfache Bewegungsübungen oder das Kochen in der Gruppe setzen wertvolle Impulse.

Entscheidend ist, dass die Beschäftigung dem individuellen Lebenshintergrund entspricht und regelmäßig angeboten wird.

Mit Geduld, Offenheit und Wissen gegen Demenz

Ein Leben mit Demenz ist mit Herausforderungen verbunden. Doch es lässt sich durchaus gezielt gestalten.

Eine frühzeitige Diagnose, verlässliche Informationen und die passenden Unterstützungsangebote tragen effektiv dazu bei, dass Betroffene und Angehörige den Alltag mit mehr Sicherheit und Würde erleben.

Zentral bleibt dabei der persönliche Zugang: Wer Menschen mit Demenz begegnet, braucht Geduld, Offenheit und das Wissen, dass jede Reaktion eine Bedeutung hat. Verständnis und Präsenz sind dabei wesentlich wirksamer als Worte.

Der Alltag gelingt also dort am besten, wo die Menschen ernst genommen und eingebunden werden, unabhängig von ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit.