Wenn der Alltag zur Belastung wird: Pflege von Menschen mit Behinderung

Egal, ob eine Behinderung nun angeboren ist oder durch eine Krankheit oder einen Unfall erst später im Leben auftritt: das Leben an der Seite eines behinderten Menschen stellt für sein Umfeld eine große Belastung dar. …

Egal, ob eine Behinderung nun angeboren ist oder durch eine Krankheit oder einen Unfall erst später im Leben auftritt: das Leben an der Seite eines behinderten Menschen stellt für sein Umfeld eine große Belastung dar. Insbesondere für die Angehörigen ist die Pflege eine Herausforderung, weil zusätzlich zum Aufwand der Pflege die persönliche Beziehung zu dem Behinderten zu einem Thema wird: Eltern, Geschwister oder Kinder können nicht einfach so kündigen, wenn die Belastung ihnen über den Kopf wächst. Andersherum ist es für den behinderten Menschen auch nicht einfach zu sehen, dass sich Angehörige in der Betreuung überlasten. Wer nicht in einem Heim versorgt werden will, muss sich was einfallen lassen.

Hilfe in Sicht: Hilfsmittel und Kostenträger

Die Krankenkassen und andere Kostenträger wie das Sozialamt oder die Integrationsämter sind die ersten Ansprechpartner, wenn es um finanzielle Hilfen für den Behinderten und seine Angehörigen geht. In vielen Städten, so auch in Berlin, heißen die Integrationsämter inzwischen auch schon Inklusionsämter. Daneben gibt es in den meisten Städten ein dichtes Netz von Pflegestützpunkten, die als Anlaufstelle für Behinderte und ihre Angehörigen dienen.

Wichtig ist es auch, sich einen Überblick über die Hilfsmittel zu verschaffen, die dem einzelnen Menschen durch den Alltag helfen. Diese Mittel reichen von dem Rollstuhl, über spezielle Lifter in den eigenen vier Wänden bis hin zur App, die hilft, durch die Stadt zu navigieren. Eine gute Übersicht über neue Entwicklungen gibt zum Beispiel die Ratgeberseite Querschnitt. Hier findet man auch viele andere Tipps.

Das schwierige Verhältnis von Nähe und Distanz

Für Angehörige ist das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz wichtig, um das Pflegeverhältnis dauerhaft aufrecht zu erhalten. Wenn es zu wenig Distanz gibt, ist die Gefahr groß, sich zu überlasten. Die Folge davon kann eine persönliche Überlastung bis hin zum Burnout sein. Aber auch schon lange vor einem Burnout drohen Auseinandersetzungen zwischen den behinderten Menschen und ihren Angehörigen, die zu teilweise massiven Konflikten führen können. Der private Rahmen, in dem sie stattfinden, wird hier zum Problem: Denn der Mensch mit Behinderung kann sich häufig nur schlecht wehren. Große Pflegeorganisationen bieten zu diesem Thema umfangreiche Informationen und zum Teil auch Kurse an. Es gibt sogar einen Verein, der sich speziell um die Belange pflegender Angehöriger kümmert.

Bloß nicht ins Heim

Das Pflegeheim hat einen schlechten Ruf. Die Vorwürfe: Das Pflegepersonal ist mit der hohen Anzahl der Patienten überfordert, hier wird nur Dienst nach Vorschrift gemacht oder die finanzielle Ausstattung der Pflegeheime ist schlecht. Nicht zuletzt ist auch in den Medien oft von unhaltbaren Zuständen in Pflegeheimen die Rede. Das bildet die Realität in diesen Einrichtungen keineswegs oder nur unzureichend ab, denn schließlich wird hier wertvolle Arbeit geleistet. In der Regel von hochqualifizierten Pflegekräften. Dennoch ist in den letzten Jahren das Vertrauen in diese Heime deutlich gesunken. Auch und vor allem in der Corona Pandemie. Denn in dieser Zeit waren Pflegebedürftige völlig isoliert.

Eine mögliche Alternative: Die persönliche Assistenz

Gesucht wird also eine Betreuung von behinderten Menschen in den eigenen vier Wänden, die bezahlbar ist und die Angehörigen nicht überfordert. Auf diesem Gebiet ist in den letzten Jahren viel passiert. Der dritte Weg neben dem Heim und der Betreuung durch die Angehörige ist die persönliche Assistenz, die über das persönliche Budget finanziert wird. Der Mensch mit Behinderung wird hier zum Beispiel selbst zur Arbeitgeberin oder zum Arbeitgeber, der persönliche Assistentinnen oder Assistenten einstellt und bezahlt, die ihm durch den Alltag helfen. Das ist zwar mit einem gewissen Aufwand verbunden, aber für Menschen, die auf ihrem Recht zur Teilhabe bestehen, ein gangbarer Weg. Und schließlich gibt es auch die Möglichkeit, auf Assistenzdienste zurückzugreifen, zum Beispiel auf das Assistenznetzwerk Futura in Berlin. Diese Dienste übernehmen die gesamte Organisation und Durchführung der Betreuung. Damit ist sowohl den behinderten Mitmenschen als auch ihren Angehörigen geholfen.